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Geschichte

Aus der Geschichte der Stadt und der Zunft Saulgau, im Mittelalter noch Sulgen genannt, war im 14. Jahrhundert von einer Stadtmauer umgeben, in die 3 Tortürme eingebaut waren.

Aus der Geschichte der Stadt und der Zunft Saulgau, im Mittelalter noch Sulgen genannt, war im 14. Jahrhundert von einer Stadtmauer umgeben, in die 3 Tortürme eingebaut waren.

Das mittelalterliche und frühneuzeitliche Saulgau, mit seinen unter 3.000 Einwohnern, hatte 3 Tore, über welchen sich jeweils ein Turm erhob. (siehe Anlage, Bild 0)

Diese waren nach Norden, das Untertor, auch Meinradstor genannt, (heute untere Bachstraße, Höhe Haus Pfänder) nach Osten, das Spitaltor (heute Schützenstraße, Höhe Gasthof Spitaltor) und nach Süden, das Obertor, auch Sandtor genannt (heute Hauptstraße, Höhe Männermode Ünal. Daneben gab es im Südwesten, zwischen heutiger Eck- und Werderstraße, in etwa auf Höhe der ehemaligen Buchdruckerei Hund den torlosen „Storchenturm“, der aufgrund seiner Verwendung als Gefängnis in der Zeit der Hexenprozesse auch „Hexenturm“ genannt wurde.

In Notzeiten waren immer 2 der Tore verschlossen und die Bürger wurden nur durch das verbliebene Tor, ein- und ausgelassen. An dieser Ausfahrtstraße stand vermutlich, wie so oft an Weggabelungen, eine große, alte Linde. Wenn man die Stadt verließ, ging man „bei d’r alte Linde naus“. Durch das wachsende Verkehrsaufkommen und den Platzbedarf der aufstrebenden Stadt wurden die 3 Stadttore und der „Storchenturm“ im frühen 19. Jahrhundert abgebrochen und mit der Schleifung der Stadtmauer im Bereich des heutigen Bahnübergangs am „Lindenbuckel“ eine weitere Ausfahrtstraße in Richtung Fulgenstadt angelegt. 

Kurz nachdem, aus Italien kommend, die Pestepidemie des Jahres 1348 unsere Region erreichte, wurde der heutige „Doraus-Brauch“ zum ersten Mal in der Chronik der Stadt erwähnt wurde. Der Grund war ein todernster. In ganz Europa wütete nämlich die Beulen-Pest, auch der „schwarze Tod“ genannt. Kein Mensch, egal ob Mann, ob Frau, ob Kind, ob Greis war gegen diese „Geißel der Menschheit“ gefeit. Wer sie einmal hatte, war dem Tode geweiht.

Die Epidemie raffte ganze Dörfer dahin und war, z.B. im Jahr 1611, für über die Hälfte Saulgauer Bevölkerung tödlich.

Da sich zu dieser und ähnlich gelagerten, damals unheilbaren Krankheiten wie Lepra, Tuberkulose und Malaria auch noch die Hungersnöte kamen, gingen angesehene Bürger der Stadt durch die Gassen und in die Nachbardörfer, um für Bedürftige und die Kranken im Siechenhaus, das außerhalb der Stadt an de Herbertinger Straße (gegenüber dem Salgo-Parkplatz) befand, Brot und Lebensmittel zu erbetteln. Um nicht erkannt zu werden, gingen sie mit Sackleinen vermummt und ließen sich, da sie eine Ansteckung vermeiden wollten, die Gaben in „Körben an Stangen“ reichen. (Siehe Dorausschreier Skizze).

Aus dieser todernsten, sozialen Tat, die in der Mackschen Chronik für das Jahr 1355 erstmals erwähnt wurde, entstand die Figur des „Dorausschreiers“. Dieser begleitete, als „Mann mit dem Korb an der Stange“ auch später, als sich der Brauch zu einem Heischebrauch für Kinder gewandelt hatte, deren Heischegang am Fasnetssonntag, das so genannte „Dorausschreien“, umringt von oft über hundert kreischenden Kindern.

Die Kinder riefen in früheren Zeiten den überlangen Bettelvers: „Doraus, Detnaus, d’r Schuster wirft da Gsella naus, leer, leer isch’s Brothaus (Brotlade), drum werfet, Leitla, eppes raus, leer isch’s Brothaus, doraus, detnaus, bei d’r alte Linde naus“. Da dieser lange Spruch aber von keinem Kind fehlerfrei aufgesagt werden konnte und der Schwabe von Haus aus maulfaul ist, übernahm man ihn in abgespeckter Form in die heutige Fasnet. Der jetzt noch gültige Spruch der Saulgauer Kinder beim „Dorausschreien“ heißt: „Doraus, detnaus, bei d’r alte Linde naus“.

Der ehemalige Zunftmeister der Narrenzunft Saulgau, Victor Götz, Bankdirektor der Volksbank Saulgau, und sein Buchhalter Adolf Riegger, sowie dessen Freund, der Textilwarenhändler Xaver Raichle, setzten sich im Jahr 1935 zusammen, um eine Figur zu kreieren, die an den Jahrhunderte alten Brauch personell in der Fastnacht verkörpern sollte.

Aus Ermangelung handwerklicher Fachkenntnisse wurde auch der Bildhauer Alfons Scheck hinzugezogen und es entstand auf einem Skizzenblatt der Prototyp des Erste Dorausschreier (siehe Anhang: Bild 1). Riegger und Raichle waren die ersten, die sich an der Fasnet 1935 im neu gestalteten Häs (siehe Anhang: Bild 2) beim Dorausschreien unter die große Menge heischender Kinder mischten und damit der Bevölkerung die Geschichte näherbrachten. Der Korb war zur Freude der Kinder ohne Boden, denn so konnten sie die Gaben, die durch die Korböffnungen fielen, auffangen und in mitgebrachte Tüten und Rucksäcke verstauen. Ein neues Traditionsbewusstsein war erwacht.

Alfons Scheck schnitzte im Jahre 1937 die ersten beiden Holzmasken für die Dorausschreier. Die eine hatte eine Wurst, die andere einen Fisch im „Maul“. (siehe Anhang: Bild 3)

Mit diesem geschichtlichen Hintergrund und durch die neuen Holzmasken wurde die Narrenzunft 1937 auf Antrag in die 1924 gegründete „Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte“ aufgenommen.

Durch die Kriegswirren des 2. Weltkrieges wurden die gerade begonnenen ersten Schritte der Saulgauer jedoch jäh unterbrochen.


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