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Der Dorausschreier
Der Dorausschreier ist eine der ältesten Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasnet und die Namensfigur der Saulgauer Dorauszunft. Die Holz-Masken entstanden erstmals 1937 durch den Bildhauer Alfons Scheck, der durch den damaligen Narrenvater Victor Götz und dessen Freunde Adolf Riegger und Xaver Raichle beauftragt wurde, eine oder zwei Masken zu der erst 1935 wieder belebten Figur des Dorausschreier zu entwerfen.
Das eigentliche Dorausschreien am Fasnets-Sonntag beruht auf einem jahrhundertealten Brauch, der sich auf eine geschichtlich dokumentierte Begebenheit in der Pestzeit zurück führen lässt und in der Chronik der Stadt schon 1355 erwähnt wurde. Danach zogen angesehene Bürger durch die Gassen der Stadt und in die Nachbardörfer, um für die hungernde Bevölkerung und die „Siechen im Siechenhaus (Krankenhaus, Sterbehaus) vor den Toren der Stadt Brot und Lebensmittel zu erbetteln.
Davon zeugt der Spruch:
„Brot raus, do raus,
d’ r Schuster wirft da G'sella naus.
Leer, leer ist’s Brothaus,(Brotlade)
drum werfet, Leutla, eppes raus.
Brot raus, do raus,
sonst wirft der Schuster da G'sella naus".
abgewandelt heißt dieser:
„Doraus, detnaus,
bei der alte Linda naus."
(ist heute der Narrenruf der Dorauszunft)
Die drei Typen der Dorausschreiermasken verkörpern grundsätzlich einen gutmütigen, leicht grobschlächtigen, manchmal lustigen, manchmal verdutzt oder auch leicht traurig schauenden Gesellen, welcher sich gerade beim Alt-Saulgauer Heischebrauch des Dorausschreiens befindet. In ihrem Mund befindet sich entweder eine Wurst, ein Fisch oder ein Sauschwanz. Er gehört zu der Gattung der Weißnarren und Glattlarven.
Über einer langärmeligen Unterjacke und einer ausgefransten, wadenlangen Hose trägt der Dorausschreier einen handbemalten, ärmellosen Umhang. Die Motive auf der Vorderseite des Umhanges sollen eine Szene aus der Fasnet, kombiniert mit Altstadtmotiven oder Fasnetsmasken der Dorauszunft, darstellen. Die Aufschrift „Doraus-Detnaus“ in Sütterlin-Schrift wird hier im oberen Drittel aufgemalt. Auf der Rückseite ist darauf zu achten, dass im Bildvordergrund der Katzenturm samt Katze und im Hintergrund die Silhouette und der Turm der Johanneskirche dargestellt wird. Im oberen Drittel wird der Kehrvers des Narrenrufes „bei d´r alte Linde naus“ in Sütterlin-Schrift aufgemalt.
Ringelkniestrümpfe, alte, ausgelatschte Schnürschuhe und graue oder braune Fingerhandschuhe gehören genauso zum Gesamtbild wie ein buntes Baumwollhalstuch, das geknotet oder von einem Halstuchhalter zusammengehalten wird. Den Kopfschmuck bilden die Original-Holzmaske, das Kopftuch und ein alter, deckelloser, buntbemalter Hut. In den Händen hält der Dorausschreier eine etwa 2m lange Haselnussstange mit dem daran an einer Astgabel befestigten, bunt beringten, bodenlosen runden Weidenkorb.